Wenn am 1. Oktober die Fällsaison beginnt, stapelt sich in vielen Gärten wieder reichlich
Schnittgut – bestes Ausgangsmaterial für eine Hecke der besonderen Art. Die sogenannte
Totholzhecke besteht aus Ästen und Zweigen, die locker zwischen zwei parallel verlaufenden
Pfahlreihen aufgeschichtet werden.
Totholzhecken werden nach den Landschaftsgärtnern Hermann und Heinrich Benjes auch
Benjeshecken genannt. Die Brüder machten sich in den 1980er-Jahren Gedanken über die Frage,
wie sich Gehölzschnitt sinnvoll verwerten lässt, und landeten bei dieser einfachen, aber in
vielerlei Hinsicht gewinnbringenden Konstruktion.
Totholzhecke
ANLEGEN UND BEPFLANZEN
Auch wenn der Name anderes vermuten lässt: In einer Totholzhecke tobt das Leben. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten finden in diesem Element naturnaher Gartengestaltung einen attraktiven Lebensraum. Dabei ist so eine Hecke, die aus gestapeltem Schnittgut besteht, ganz einfach zu errichten. Worauf es dabei ankommt, erfahrt ihr hier.
Vorteile, die eine Benjeshecke mit sich bringt
Das naheliegendste Argument für eine solche Hecke ist, dass der kosten- und oft auch zeitintensive Abtransport des Schnittguts entfällt. Auch das Häckseln kann man sich sparen. Platziert man die Hecke nicht einfach in der hintersten Ecke des Gartens, kann man sie als Gestaltungselement verwenden. Sie kann als Sicht- oder Windschutz eingesetzt werden, Gartenteile voneinander abgrenzen oder – das Einverständnis der Nachbarn vorausgesetzt – als kostengünstiger Zaun dienen. Alternativ kann man sie so einrichten, dass sie als Sonnenfalle dient. Dazu wird die Hecke nicht in einer geraden Linie aufgeschichtet, sondern in einer Art U-Form mit der Öffnung nach Süden. Innerhalb dieser U-Form bildet sich ein geschütztes Mikroklima, in dem viele Pflanzen besser wachsen können. Benjeshecken sind nicht nur pflegeleicht und kostengünstig, sondern auch problemlos erweiterbar. Außerdem bieten sie dem Betrachter Abwechslung, weil sie sich im Laufe der Zeit manchmal auch überraschend entwickeln. Benjeshecken dienen nämlich als wertvoller Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Anleitung zum Bau einer Totholzhecke
Um eine Totholzhecke zu bauen, braucht man widerstandsfähige Pfähle oder angespitzte Äste und jede
Menge Schnittgut. Gut geeignet sind Äste und Zweige von Obstgehölzen, Eichen oder Buchen. Ungeeignet
ist vor allem Schnittgut, das mit großer Beharrlichkeit immer wieder austreibt und anwurzelt, wie
beispielsweise die Brombeere. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Schnittgut gesund und
schädlingsfrei ist.
Ist ein geeigneter Platz gefunden und von unerwünschten Pflanzen gründlich befreit, werden zunächst
die Pfähle in zwei parallelen Reihen mindestens 30 Zentimeter in den Boden getrieben. Die Abstände
zwischen den Pfählen sind dabei abhängig von der Länge des Schnittgutes. Meist wird innerhalb der
Reihe ein Abstand von 50 bis 100 Zentimetern gewählt, während sich als Heckenbreite etwa 50
Zentimeter bewährt haben. Anschließend wird der Gehölzschnitt so eingefüllt, dass die dicksten Äste
unten liegen. Je höher gestapelt wird, desto dünner werden Äste und Zweige. Nach dem Einfüllen wird
das Schnittgut mit Händen oder Füßen verdichtet. Danach ist das Betreten der Hecke tabu, um dort
lebende Tiere nicht zu verletzen oder zu stören. Die Stabilität der Hecke lässt sich erhöhen, wenn
aus der Einfassung herausragende Zweige und Äste rund um die Pfähle eingeflochten werden.
Nachfüllen und ausbessern
Im Laufe der Zeit verrottet das eingefüllte Schnittgut, so dass sich die Hecke setzt und Platz für neuen Gehölzschnitt entsteht. Der wird von oben einfach nachgelegt. Die Pflege besteht im Wesentlichen darin, unerwünschte Pflanzen wie Brennnesseln, die schnell sehr dominant werden können, zu regulieren. Außerdem kann es passieren, dass hin und wieder mal ein morscher Pfahl ausgetauscht werden muss.
Welche Tiere nutzen Benjeshecken?
Vögel sind die wohl auffälligsten Bewohner der Totholzhecken. Allen voran finden sich hier Amseln, Rotkehlchen und Zaunkönige ein, die die Hecke als Unterschlupf und zum Nisten nutzen. Auch kleine Tiere wie Eidechsen, Mauswiesel, Spitzmäuse, Siebenschläfer, Frösche, Kröten und Igel quartieren sich im Schichtgut gerne ein. Und nicht zu vergessen sind Insekten wie Käfer, Spinnen und verschiedene Wildbienen, die im Totholz ihre Nester anlegen.
Pflanzen in der Totholzhecke
Neben vielen Tieren siedeln sich auch Pflanzen in und an der Benjeshecke an. Der Wind trägt Samen
heran, und auch die Ausscheidungen von Tieren enthält oft unverdaute Kerne. Vor allem Vögel tragen
zum Artenreichtum von Benjeshecken bei. Sie koten sich ihre Lieblingshecke quasi zusammen, indem sie
die Kerne von Schlehe, Weißdorn und anderen fruchttragenden Gehölzen auf der Benjeshecke wieder
ausscheiden. Im Schutz des Stapelguts keimen die Samen und verwandeln die Totholzhecke in blühendes
Leben. Gärtner, die auch ein Wörtchen mitreden möchten in Sachen Heckenbepflanzung, können natürlich
auch selbst Pflanzen setzen. Geeignet sind Gehölze wie Faulbaum, Heckenrosen, Weißdorn, Schlehe,
Kornelkirsche, Schwarzer Holunder oder Haselnuss. Sie können entlang der aufgeschichteten Hecke
gepflanzt werden und geben zusätzlichen Halt.
Nicht nur Gehölze können die Benjeshecke begrünen. Auch Pflanzen wie Akelei, Glockenblumen,
Natternkopf oder Stockrosen passen zu dem wilden Charme der hölzernen Hecke. Genauso wie auch
rankende Pflanzen wie Wicken, Kapuzinerkresse oder Clematis, die mit ihren oft knalligen Blüten
Farbe in die Totholzhecke bringen.