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Gattung Sorbus

Systematik

Familie: Rosaceae (Rosengewächse)

Gattung: Sorbus

Arten

Generelles

Die Gattung Sorbus aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und Gruppe der Kernobstgewächsen (Pyrinae) [6] ist nahe verwandt mit den Gattungen Pyrus und Malus [11]. Sie umfasst ca. 80 Baum- und Straucharten in der nördlichen und gemäßigten Klima-Zone [11], weltweit sind ca. 260 Arten bekannt [8].

In Deutschland heimische Arten sind die Vogelbeere (S. aucuparia), die Elsbeere (S. torminalis), der Speierling (S. domestica), die schwedische Mehlbeere (S. intermedia) und die Mehlbeere (S. aria). Weitere Arten, deren Verbreitungsgebiet sich in ganz Europa erstreckt, sind die Zwergmehlbeere (S. chamaemespilus), die Breitblättrige Mehlbeere (S. latifolia), die Berg-Mehlbeere (S. mougeottii) und die Bastard-Eberesche (S. hybrida). Die Arten bastardieren leicht, was eine Abgrenzung zueinander häufig erschwert [11] [4].

Meist handelt es sich bei den Sorbus-Arten um kleine Bäume und Sträucher, deren Oberhöhe zwischen 15 und 25 m liegen [4] [3]. Sorbus wird nicht sehr alt, etwa 100 Jahre sind bei der Elsbeere durchschnittlich zu erwarten, es sind jedoch auch 150-250-jährige Exemplare bekannt [1] [6]. Zwischen 100 und 150 Jahre erreicht die Eberesche [3].

Für den Holzmarkt sind Elsbeere und Speierling durchaus interessant, da sie neben ihrer Seltenheit auch Dimensionen und Form erreichen können, die zwischen 50 cm BHD bis zu 100 cm BHD betragen können [1] [12] [6]. Die Elsbeere war 2011 Baum des Jahres. Sie ist durch ihr edles Holz sehr begehrt für den Möbelbau [12].

Wuchsform

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Blatt und Blüte

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Die Blattformen der Sorbus-Arten sind stark heterogen. Sie können sowohl gelappt, gefiedert oder gesägt sein, sind jedoch allesamt wechselständig [8]. Eines haben junge Sorbus-Arten gemein: Eine glatte Rinde. Bei der Elsbeere und dem Speierling wird diese Rinde im Alter borkig, fast wie die der Eiche. Die Sorbus-Arten haben große Knospen und zeigen weiße bis rötliche Blüten. Sorbus aria wird auch “Silberbaum” genannt, weil seine Blätter auf der Unterseite silbrig behaart sind, ihre Blätter dienten früher als Viehfutter [11].

Früchte

Die Früchte sind meist faserig, mehlig und nicht besonders wohlschmeckend. Sie werden zu Essig, Branntwein und Mus verarbeitet. Die Früchte von Sorbus aria wurden früher auch für süßes Brot unter das Mehl gemischt. Die Früchte des Speierlings werden dem Apfelwein zur Geschmacksverbesserung und zur Verbesserung der Haltbarkeit zugefügt. Die Früchte von S. aucuparia enthalten Apfel- und Sorbinsäure und sind vitaminreich. Sie sollten jedoch erst nach dem ersten Frost geerntet werden [11].

Verbreitung

Sorbus kommt in ganz Europa, Amerika, als auch Asien und teils Nordafrika vor. Sogar in Grönland und Alaska ist eine Sorbus-Art ursprünglich [8]. Sorbus wächst wild häufig auf Kalkstandorten [11] [4]. Generell sind die Arten jedoch recht anspruchslos und wachsen gleichermaßen auf flachgründigen und nährstoffarmen Böden wie auf reichen Böden [11]. Ihre Verbreitung gleicht dem der Pioniergehölze, allerdings werden sie über Vögel und Säugetiere verbreitet [4] oder vegetativ über Wurzelausläufer oder Stockausschlägen [6].

Die verschiedenen Sorbus-Arten ähneln sich in ihren Ansprüchen und physiologischen Eigenschaften sehr stark [10]. Die heimischen Arten wachsen in einer Höhe bis 2000 m ü. NN [11]. Die Elsbeere wächst in Mitteleuropa nur bis 1000 m ü. NN., dies ist wohl ihrer großen Wärmeliebe geschuldet [3] [6]. Sie bevorzugt Kalkstandorte, hat sonst jedoch auch nur geringe Bodenansprüche. Dagegen bevorzugt der Speierling eher mäßig trockene bis frische, kalk- und nährstoffreiche Standorte wie Weinbaugebiete [3].

Die Elsbeere ist als Halbschattbaumart wenig konkurrenzfähig zur Buche, weshalb sie in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet eher Extremstandorte besiedelt, die für Buchen zu tonig oder dicht sind, wie Humus-Karbonatböden (Rendzinen) oder kalkhaltige Tonböden (Pelosol). Auch auf Kalamitäts- und Sukzessionsflächen finden sich Elsbeere, Speierling oder Eberesche schnell ein, wenn es Exemplare in der Gegend gibt [6]. Sorbus aria kann ebenfalls auch arme, flachgründige und trockene Hanglagen besiedeln und wird aufgrund ihres tiefen Herzwurzelsystems zum Bodenschutz für Felsstandorte eingesetzt. Sorbus aucuparia hat ein sehr breites Verbreitungsgebiet von feuchten Hochmooren zu den trockenen Kalkfelsen. Sorbus aria und S. aucuparia finden auch häufig Verwendung als Straßen- und Parkbaum [11].

Verwendung im Waldbau

Waldbauliche interessante Arten sind die Elsbeere und der Speierling wegen ihres wertvollen Holzes. Solitär bilden sie große Kronenbreiten von über 10 m aus, im Wald bilden sie durch den Konkurrenzdruck meist lange, ein- bis zweischnürige und astfreie Stämme und eine kleine Krone aus [1] [6]. Im Mittelwaldbetrieb hat die Elsbeere ein großes Potenzial pseudosolitäre Kronen zu entwickeln und im Oberstand entsprechend starke Durchmesser zu erreichen [1].

Die Elsbeere und der Speierling sind tiefwurzelnde Halbschattbaumarten. Die Elsbeere stellt eine wertvolle Beimischung zu Buche und Eiche dar, sie zeigt hervorragende standörtliche Anpassungen auf trockenen und schweren Tonböden. Durch ihre Anpassungsfähigkeit wird sie für die künftig erwarteten Klimaerwärmungen als tolerant eingestuft. Allerdings bedürfen Speierling und Elsbeere zum Erhalt innerhalb des Bestandes einer intensiven Pflege und Freistellung [3] [6].

Auf ehemaligen Mittel- und Niederwaldflächen finden sich heute noch die schönsten Elsbeer-Vorkommen. Der zunehmend naturnahe Waldbau hat leider zum Rückgang der Elsbeere beigetragen, da die Wälder aufgrund der großflächigen Naturverjüngung der Buche und dem Fehlen der Kiefer zu dicht und schattig geworden sind, als dass sie sich durchsetzen könnte. In warmen und lichten Eichenwäldern kann sie sich wiederum etablieren [6].

In Kiefernbeständen sorgen Ebereschen zusammen mit Faulbaum und Traubenkirsche für die Reduzierung der Waldbrandgefahr. Sie können sich auf den Sandböden weiterverbreiten und sorgen für ein kühleres Klima in der unteren Waldschicht. Die Eberesche ist eine schnellwachsende Licht- bis Halbschattbaumart und wird meist als Pionier- und Vorwaldbaumart sowie als Füll- oder Treibholz (Zum Zweck der Astreinigung) genutzt [3].

Lebensbereiche

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Nutzung

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Das Holz des Speierlings ist, ähnlich dem Elsbeer-Holz, feinfaserig, schwer und biegsam. Deshalb wird es häufig für Gegenstände verwendet, die einer starken Reibung ausgesetzt sind, wie Spindeln, Schrauben oder Weinpressen [11]. Das Holz der Elsbeere wird als Furnierholz und zur Möbelproduktion verwendet, für Parkett eignet es sich ebenfalls. Aufgrund der guten Maßhaltigkeit und Härte wurden früher Zollstöcke aus Elsbeer-Holz gefertigt, ebenso wie Mahlwerke, Pressen, Spindeln, Druckbuchstaben oder Holzschrauben [12].

Die Früchte von Sorbus aucuparia werden zu Kompott, Gelee oder Likör weiterverarbeitet, sogar zum Kaffee-Ersatz. Ebenfalls wurde das Holz zur Schießpulverbereitung benutzt [11].

Holzeigenschaften

Im Folgenden wird als Beispiel für Sorbus-Holz die Holzeigenschaften von Sorbus torminalis beschrieben, da die Holzeigenschaften der verschiedenen Arten sich wenig unterscheiden und das Holz der Elsbeere bekannter ist.

Das Splintholz der Elsbeere ist gelblich bis rötlich weiß und dunkelt bräunlich nach. Die Baumart hat einen fakultativen Kernholzbereich, der jedoch keine besonderen typischen Kernholzeigenschaften (z.B. erhöhte Dauerhaftigkeit) bietet. Das Holz ist im tangentialen Schnitt geflammt, die Textur ist schlicht, es hat eine glatte Oberfläche. Das Holz neigt bei Trocknung zu starkem Schwinden, Werfen und Reißen, sodass auf eine langsame Trocknung geachtet werden muss [12].

Das Holz der Elsbeere ist schwer, hart und zäh [11]. Die Rohdichte liegt bei 0,75 g/cm³, hieraus resultieren gute Festigkeits- und Elastizitätseigenschaften, welche denen der Eiche entsprechen [6]. Sogar die weich wirkende Sorbus aucuparia weist eine Rohdichte von 0,64 g/cm³ (Darrzustand) auf (Weichholz liegt bei unter 0,55 g/cm³ [9]). Die Druckfestigkeit der Elsbeere liegt im Mittel bei 53 N/mm², die Biegefestigkeit bei 108 N/mm². In den chemischen Anteilen besteht das Holz zu 24,8 % aus Lignin, zu 25,8 % aus Zellulose, zu 24,1 % aus Pentonsanen (Hemicellulosen) und der Aschegehalt liegt bei 0,6 % [12].

Die Sorbus-Holzarten sind nicht für den Gebrauch im Feuchten geeignet, da sie anfällig sind für Pilzbefall, im trockenen Zustand sind sie sehr dauerhaft [12].

Empfehlungen

Die Sorbus Arten sind attraktive, blütentragende Bäume, die sich für den Solitärstand im Garten oder der Stadt eignen. Die Sorte Sorbus latifolia ‘Henk Vink’ wird auch für den Anbau in der Stadt und an Straßenzügen empfohlen. Sie stellt eine Hybrid-Form zwischen Sorbus torminalis und Sorbus aria dar [7]. Sorbus-Arten sind wärmeliebend, überwiegend anspruchslos gegenüber den Bodenverhältnissen. Auf warmen Kalkstandorten wachsen sie bevorzugt. Sorbus tominalis kann auf trocken bis wechselfeuchten Standorten gedeihen, benötigt jedoch eine hohe Basensättigung im Unterboden. Die Pflanzung außerhalb hoher Basensättigung ist nicht zu empfehlen [6].

Der Wuchs der Sorbus-Arten ist langsam. Im Waldbau muss man deshalb diese Arten von Konkurrenz freihalten. Unter ihrem Schirm können Schattbaumarten etabliert werden [8]. Auch für den Wertholzanbau in Agroforstbetrieben (Obstholz) ist Elsbeere und Speierling in der aktuellen Diskussion. Der Umbau der heutigen Waldstruktur in die Form des historischen Mittelwaldes könnte für klimaresilientere Wälder sorgen. Diese historische Waldbauweise trägt in Frankreich zu einer großen Elsbeer-Population bei. Gegenüber dem Hochwald könnte sich die Elsbeere im Mittelwald in Deutschland nachhaltig besser etablieren [1] [6]. Für den Anbau von Elsbeere gilt als Faustformel: Die Jahrestemperatur muss über 7,5 °C betragen und der Boden muss basenreich sein [6].

Anfälligkeiten

Die Elsbeere und der Speierling sind im forstlichen Kontext verbissgefährdet und anfällig gegenüber zu starkem Schattendruck [6]. Speierling ist zudem spätfrostempfindlich [3]. Alle Sorbus-Arten haben keine Toleranz gegenüber Salzeintrag in den Boden [2].

Sorbus-Arten sind anfällig gegenüber mehreren Pilzarten, wie Hallimasch (Armillaria mellea), Ebereschenrost (Gymnosporangium juniperinum), dem Apfelschorf (Venturia inaequalis) und dem Gallischen Pustelpilz (Nectria galligena). Insektenschäden treten z.B. durch den großen Obstbaumsplintkäfer (Scolytus mali), dem Mittlerem schwarzen Rüsselkäfer (Otiorrhynchus niger) [8], dem Weidenbohrer (Cossus cossus) oder dem Blausieb (Zeuzera pyrina) auf [12]. Eine gelegentlich vorkommende bakterielle Infektion mit dem Feuerbrand (Erwinia amylovora), kann schnell zum Tod der Pflanze führen und war bis 2019 gegenüber dem Pflanzenschutzdienst unbedingt meldepflichtig [8] [5].

Fun Fact

Als Wildobst ist das Holz der Elsbeere und des Speierlings sehr gefragt und wertvoll. Preise von über 500 € je Festmeter sind keine Seltenheit [1], im Mittel lagen sie in Bayern bei 700 € je Festmeter [6] sogar Preise von über 10.000 € pro Festmeter für Furnierhölzer wurden bereits erzielt [12], Spitzenpreise zu DM-Zeiten waren sogar 20.000 bis 28.000 DM pro Festmeter. Damit wird das Holz der Elsbeere oder des Speierlings teurer gehandelt als das sonst sehr wertvoll gehandelte Holz der Eichen-Furnierstämme, die bei ca. 390 €/fm im Mittel liegen [6].

Gegenüber der prognostizierten Klima-Erwärmung stehen Elsbeere und Speierling als Hoffnungsträger gut da. Eine Pflanzung in den neu angelegten Garten würde nicht nur für lang anhaltenden Schatten bis ins hohe Alter, sondern evtl. auch für eine gute Rendite sorgen, wenn das Prachtstück auf einer Submission landet. Diese Investition lohnt sich!

Quellenangabe

[1] Abt, Alexander: Wildobst als Wertholz: Waldbauliches zu Elsbeere, Birn- und Apfelbaum. In: AFZ-DerWald (2013), Nr. 03, S. 33–35 [2] Ellenberg, Heinz ; Weber, Heinrich E. ; Düll, Ruprecht ; Wirth, Volkmar ; Werner, Willy: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa, Scripta geobotanica. Bd. Volume 18. 3., durchgesehene Auflage. Göttingen : Verlag Erich Goltze; Verlag Erich Goltze GmbH & Co KG, 2001 — ISBN 3884525182 [3] Forstliche Bildungsstätten der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Der Forstwirt: 104 Tabellen. 6., aktualisierte Aufl. Stuttgart : Ulmer, 2015 — ISBN 978-3-8001-8448-4 [4] Johnson, Hugh: Das große Buch der Bäume: Ein Führer durch Wälder, Parks und Gärten der Welt. 4. Aufl. Bern : Hallwag, 1978 — ISBN 3444101538 [5] Merkblatt für den Erwerbsanbau und das öffentliche Grün: Hinweis zur Bekämpfung des Feuerbranderregers Erwinia amylovora, Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Hrsg.). [6] LWF (Hrsg.): Beiträge zur Elsbeere: Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Freising : Lerch Druck, 2011 — ISBN 0945-8131 [7] LWG: Stadtgrün 2021, Forschungs- und Innovationsprojekt: Neue Bäume braucht das Land! : Bayrische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, 2022 [8] Maier, Josef: Sorbus. In: Roloff, A. ; Schütt, P. ; Weisgerber, H. ; Lang, U. M. ; Stimm, B. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse, Ecomed Biowissenschaften. Landsberg am Lech; Weinheim : ecomed; Wiley-VCH, 1994 — ISBN 3609720301 [9] Maier, Josef: Sorbus aucuparia. In: Roloff, A. ; Schütt, P. ; Weisgerber, H. ; Lang, U. M. ; Stimm, B. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse, Ecomed Biowissenschaften. Landsberg am Lech; Weinheim : ecomed; Wiley-VCH, 1994 — ISBN 3609720301 [10] Roloff, A. ; Schütt, P. ; Weisgerber, H. ; Lang, U. M. ; Stimm, B. (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse: Handbuch und Atlas der Dendrologie, Ecomed Biowissenschaften. Landsberg am Lech; Weinheim : ecomed; Wiley-VCH, 1994 — ISBN 3609720301 [11] Schütt, Prof. Dr. P. ; Schuck, Dr. H. J. ; Stimm, Dr. B. (Hrsg.): Lexikon der Baum- und Straucharten: Das Standardwerk der Forstbotanik ; Morphologie, Pathologie, Ökologie und Systematik wichtiger Baum- und Straucharten. Hamburg : Nikol, 1992 — ISBN 3-933203-53-8 [12] Suchomel, Christian ; Pyttel, Patrick: Holzeigenschaften der Elsbeere. In: AFZ-DerWald (2011), Nr. 04, S. 11–13